Online müssen wir immer mal wieder beweisen, dass wir keine Bots sind, indem wir kleine Bilderrätsel lösen. Sogenannte CAPTCHAs: „Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart“, auf Deutsch etwa „vollautomatischer öffentlicher Turing-Test zur Unterscheidung zwischen Computern und Menschen.“ Das beschreibt die grundsätzliche Idee hinter der Technik, doch CAPTCHAs erfüllen noch einen weiteren Zweck.
Denn mit jedem Rätsel, das wir lösen, klassifizieren wir gleichzeitig Bilder und trainieren so KI-Anwendungen.
Während es zunächst häufig darum ging, Buchstaben zu transkribieren, um das Einlesen von gescannten Büchern zu trainieren, wurden die Buchstabenbilder bald um Verkehrsschilder ergänzt – Bilderkennungstraining für das autonome Fahren.
Heute trainieren CAPTCHAs nicht nur die Bilderkennung, sondern auch die Bilderstellung. Es sollen Bilder ausgewählt werden, die etwas matschig und offensichtlich KI-generiert sind, etwa Bilder eines Pandas im Wohnzimmer. So entsteht ein verdrehter Turing-Test: Ursprünglich ging es darum, eine Aufgabe zu stellen, die Maschinen nicht lösen können. Jetzt sorgen Maschinen dafür, dass wir die Aufgabe nicht mehr verstehen und uns existenzielle Fragen stellen: Wann sind schwarz-weiße Farbkleckse ein Panda? Und was macht der Panda überhaupt im Wohnzimmer?