Wer schon einmal ein Strategiepapier verfasst oder die Umsetzung verantwortet hat, weiß: Es ist kein Selbstläufer, den beschriebenen Themen Leben einzuhauchen und sie erfolgreich in die Praxis zu bringen.
Genau diesem Aspekt haben wir uns in unserem letzten Erfahrungsaustausch gewidmet. Rund 30 Teilnehmer aus unserem Netzwerk haben am 15.04.2025 Gemeinsam die Fragestellung "Die Digitale Agenda - Schubladenpapier oder Pulsgeber für die Digitalisierung?" diskutiert .

Fünf zentrale Erkenntnisse aus der Runde möchten wir teilen. Unser besonderer Dank gilt dabei unseren Digital-Navigatoren Sören Rossa aus Borna und Uwe Nikodem aus Ebersbach-Neugersdorf, die offen ihre Erfolgsfaktoren mit uns geteilt haben. Ebenso danken wir allen, die sich aktiv eingebracht und ihre Herangehensweisen sowie Best Practices beigetragen haben.
1. Digitalisierung ist nicht nur Sache der IT
Digitalisierung ist kein reines IT-Thema – ebenso wenig funktioniert sie, wenn sie vollständig ohne die IT gedacht wird. Sie ist eine Querschnittsaufgabe, die verschiedene Abteilungen gemeinsam schultern müssen. Digitalisierungs-Strategie und IT-Strategie sollten daher gut aufeinander abgestimmt sein, um Zielkonflikte zu vermeiden und Ressourcen realistisch einzuschätzen.
Da Digitalisierung als bereichsübergreifende Aufgabe auf die volle Unterstützung der Behördenleitung angewiesen ist, empfiehlt sich eine zentrale Verankerung des Themas – zum Beispiel als Stabsstelle. So wird sichergestellt, dass dieses Thema mit der nötigen Priorität und Unabhängigkeit vorangetrieben werden kann.
2. Machen statt nur planen
Es ist oft wirkungsvoller, bestehende Handlungsspielräume im eigenen Arbeitsbereich zu nutzen, anstatt auf vollständige Abstimmungen zu warten. Das Nutzen von vorhandenen Freiräumen ist eine Möglichkeit mit gutem Beispiel bei der Umsetzung der digitalen Agenda voranzugehen. Der gezielte Einsatz digitaler Tools, die Umsetzung kleiner Prozessoptimierungen oder die Nutzung der Basiskomponenten des Freistaats Sachsen bieten hier gute Chancen. Die Basiskomponenten ermöglichen es, auch ohne freie Ressourcen anderer Abteilung einfach ins Tun zu kommen. Gute Ideen, die den Arbeitsalltag wirklich erleichtern, verbreiten sich schnell – und schaffen Akzeptanz für weitere Maßnahmen der digitalen Agenda.
3. Neugierig bleiben - Potenziale von Kolleg:innen entdecken
In jeder Organisation schlummern Stärken und Interessen, die bislang nicht zum Tragen kamen. Wer Digitalisierung voranbringen will, sollte mit offenen Augen durch die Organisation gehen, neugierig auf Ideen und Kompetenzen der Kolleg:innen sein und aktiv das Gespräch suchen. Oft finden sich dort wertvolle Ideen für Digitalisierungsprojekte. Wer dazu noch ein gutes Gespür für die Arbeitssituation und zeitliche Ressourcen bei den Kolleg:innen mitbringt, kann hier wertvolle Unterstützung gewinnen.
4. Realistisch planen statt überfordern
Ein häufiges Muster: Wir überschätzen, was wir kurzfristig schaffen können – und unterschätzen, was langfristig möglich ist. Eine wichtige Erkenntnis aus unserem Netzwerk: Die ersten Quartale nicht zu vollpacken und die längerfristige Planung nicht zu grob halten. Lieber frühzeitig priorisieren und akzeptieren, dass nicht alles gleichzeitig möglich ist – dafür aber das Richtige zur richtigen Zeit.
5. Proaktiv. Positiv. Persönlich.
Veränderung gelingt durch Kommunikation. Drei Prinzipien haben sich im Kontext digitaler Projekte besonders bewährt:
- Proaktiv: Digitale Themen und Erfolge aktiv kommunizieren, um Sichtbarkeit und Wirkung zu erzielen.
- Positiv: Herausforderungen lösungsorientiert ansprechen und durch konstruktive Fragen Motivation erzeugen.
- Persönlich: Die Sprache der jeweiligen Zielgruppe berücksichtigen – ob Fachbereiche, Führungsebenen, Bürger:innen oder politische Entscheidungsträger. Eine verständliche und adressatengerechte Kommunikation erleichtert das Mitnehmen und Überzeugen aller Beteiligten.
Fazit
Die Digitale Agenda ist kein Schubladenpapier. Damit sie dazu aber nicht verkommt, muss ihr Leben eingehaucht werden. Die wirkliche Digitalisierung beginnt nicht mit Papier, sondern im Arbeitsalltag.
Digitalisierung lebt vom Mitmachen, vom Teilen guter Ideen und vom Mut, Dinge einfach auszuprobieren. Wo Prozesse angestoßen, Erfahrungen gemacht oder Fragen offen sind, lohnt sich immer ein Austausch. Wer Impulse setzen, sich vernetzen oder seine digitale Agenda mal mit einen Blick von Außen besprechen möchte, ist herzlich eingeladen mit uns Kontakt auf zu nehmen: Schreiben Sie an digital-lotsen@ssg-sachsen.de.