DLSN-Backstage

Die kollegiale Fallberatung - Beratung unter Gleichgestellten

Die Rollen in der kollegialen Fallberatung: 

Für die Umsetzung dieser Methodik sollten insgesamt im Idealfall 4 Rollen besetzt sein. 

  • Der Fallerzählende 
  • Der Moderator 
  • Der Protokollant 
  • Die Beratenden 

Der Fallerzählenden bringt eine konkrete Problemstellung aus seinen Arbeitsalltag mit.

Der Moderator führt durch den Prozess der Methodik, unterstützt den Fallerzählenden durch klärende Fragestellungen und sorgt für eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre.

Wenn es möglich ist, sollte ein Protokollant festgelegt werden, der die Ideen und Vorschläge der Beratenden für den Fallerzählenden mitschreibt und notiert.

Die restlichen Mitglieder der Gruppen nehmen die Rolle der Beratenden ein. Mit ihrem Erfahrungswissen erarbeiten sie mögliche Lösungsvorschläge für den Fallerzählenden. 

Der Ablauf einer kollegialen Fallberatung 

Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen zum Ablauf einer kollegialen Fallberatung. Der hier vorgestellte Ablauf bezieht sich auf den von Dr. Kim-Oliver Tietze. Mehr Informationen dazu können Sie auf der folgenden Seite einsehen. 

  • Casting: Im ersten Schritt stellen alle Mitglieder der Gruppe ihre Fälle kurz vor. Die Gruppe entscheidet gemeinsam nach Dringlichkeit und Wichtigkeit demokratisch, welcher Fall in der aktuellen Beratungssitzung bearbeitet werden soll. 
  • Spontanerzählung und Fragenklärung: In diesem Schritt schildert der Fallerzählende sein Problem und der Moderator als auch die Beratenden können Verständnisfragen an den Fallerzählenden stellen, um sein Anliegen besser zu verstehen. 
  • Schlüsselfrage: An dieser Stelle hat der Fallerzählende die Gelegenheit, sein Beratungsanliegen konkret zu formulieren. Die Fragestellung sollte dabei konkret, positiv formuliert und persönlich relevant für den Fallerzählenden sein. Bsp: "Wie kann ich erreichen, dass der Fachbereich in diesem Projekt mich aktiv unterstützt?" 
  • Auswahl der Beratungsmethode: Es können unterschiedlichen Methodiken zur Bearbeitung der Problemstellung herangezogen werden. Eine oft zitierte Methodik ist die Hypothesenbildung: Bei dieser Vorgehensweise stellen die Beratenden ihre Interpretationen, Vermutungen und Beobachtung der Problemstellung vor. Hier geht es noch nicht um die Formulierung von konkreten Lösungsideen. An dieser Stelle zieht sich der Fallerzählende zurück und bleibt vorerst stiller Beobachter. 
  • Beratung: In diesem Schritt kommt der aktive Part zur Lösungsfindung der Beratenden. Sie sind nun aufgefordert ihre Gedanken, Perspektiven und Lösungsideen zur Schlüsselfrage des Fallerzählenden vorzustellen. Der Fallerzählende hört dabei aufmerksam zu, geht aber nicht auf die Beiträge ein. Der Moderator leitet die Diskussion und der Protokollant hält die Ergebnisse fest. 
  • Abschluss: Zum Schluss steigt der Fallerzählende aus seiner Beobachterrolle aus, nimmt Stellung zu den Beiträgen und bedankt sich für die Unterstützung. Der Moderator kann auch nochmal Feedback zur Moderation von den Teilnehmenden einholen und der Protokollant übergibt die Mitschriften an den Fallerzählenden. 

Einen Handzettel für diese Methodik können Sie hier als PDF herunterladen. 

Mögliche Einsatzszenarien von kollegialer Fallberatung 

  • Im Rahmen des Change Managements: Die kollegiale Fallberatung kann als Dialogformat im Rahmen eines Veränderungsvorhabens eingesetzt werden. Beispielsweise können Führungskräfte durch diesen Format ihre Erfahrungen teilen, wie die Kommunikation der Vision des Projekts an ihre Mitarbeiter funktioniert. 
  • Im Rahmen des Projektmanagements: Hier können sich Projektleiter darüber austauschen, wie sie mit Konflikten besser umgehen oder auch, wie sie die Teamzusammenarbeit und Kommunikation verbessern können. 
  • Im Verwaltungskontext: Bei der Bearbeitung von komplexen Fällen, Bürgeranliegen oder für die Optimierung von Verwaltungsprozessen kann die Methodik auch eingesetzt werden. 

Wichtige Voraussetzungen

Die Kollegiale Fallberatung kann dann nur ihre volle Wirksamkeit entfalten, wenn einige Voraussetzungen gegeben sind.

  • Zum Einen sollten nur Problemstellungen behandelt werden, die auch die Teilnehmer selbst beeinflussen können.
  • Zum anderen sollten die "richtigen" Teilnehmer in der Gruppe sein, bedeutet dass die Erfahrung und das Wissen der Teilnehmer sich mit der zu klärenden Fragestellung decken.
  • Und eine weitere Voraussetzung zum Einsatz der Methodik ist, dass zur Bearbeitung der Fragestellung kein Wissen notwendig ist, was die Gruppe selbst nicht besitzt. 

Möchten Sie nun diese Methodik einmal selbst auszuprobieren? Berichten Sie uns gern von Ihren Erfahrungen und schreiben Sie uns unter digital-lotsen@ssg-sachsen.de. Und natürlich stehen wir gern für Fragen zur Verfügung!